Staubgold

Offenzelliger Mineralschaum
© Universität Stuttgart, Institut für Werkstoffe im Bauwesen IWB
Offenzelliger Mineralschaum

Poröse Baumaterialien für Schall- und Wärmeschutz aus feinkörnigen Beton-, Bau- und Abbruchabfällen

Mit Wucht schlägt die Abrissbirne in die Mauer des baufälligen Hauses - es kracht, Staub wirbelt auf. Solch ein Abriss geht naturgemäß mit viel Schutt einher: In Baden-Württemberg fallen jährlich ca. 36 Millionen Tonnen Beton-, Bau- und Abbruchabfälle an. Davon werden etwa 90 Prozent wiederverwertet. Die restlichen zehn Prozent bestehen hauptsächlich aus feinkörnigem Material und werden auf Deponien entsorgt. Am Fraunhofer IBP arbeiten Forscher daran, diesen feinkörnigen Abfall in nachhaltiges, funktionales Baumaterial für den Schall- und Wärmeschutz umzuwandeln und damit dem Stoffkreislauf wieder zuzuführen. Man könnte auch sagen: Die Wissenschaftler machen »Staub« zu »Gold«.

Bisher wird Mauerwerksabbruch gemahlen, mit einem Blähmittel dotiert und thermisch zu porösen Granalien aufgebläht - ein Prozess, der viel Energie verbraucht. Anders sieht es bei der »Aufbaugranulation« aus. Mit ihr stellen die Forscher am Fraunhofer IBP aus feinkörnigem Abfall mikroporöse Granalien her und bringen sie mithilfe anorganischer Binder beispielsweise in Plattenform. Und zwar gänzlich ohne zusätzliche thermische Energie. Als alternatives Verfahren setzen die Wissenschaftler auf das Schäumen: Sie nutzen den Spielraum bei der Herstellung des porösen Materials und optimieren die Mikrostruktur so, dass das entstehende Material konkurrenzfähige Schallabsorptions- oder Wärmedämmwerte erreicht. Mit Erfolg: Die ersten geschäumten mikroporösen Proben sind mechanisch stabil und zeigen eine ermutigend gute Schallabsorption.

Auch die Umweltkompatibilität haben die Forscher im Blick: Sie untersuchen sowohl den feinkörnigen Abfall als auch das neue Baumaterial auf ihre Umweltverträglichkeit. Haben sich Schadstoffe im Schutt angereichert, erkennen sie dies und können Schadstofffreisetzungen somit vermeiden. Zudem widmet sich das Fraunhofer IBP der Nachhaltigkeitsbewertung: Welche Vorteile bringt das Verfahren, sei es in ökologischer, ökonomischer oder sozialkultureller Hinsicht? Indem die Forscher diese Frage beantworten, schaffen sie einen entscheidenden Aspekt für die industrielle Weiterentwicklung.

Projektförderung und Partner

Projektförderung

 

Baden-Württemberg Stiftung

Forschungsprogramm "Nachhaltiges Bauen"

Projektpartner

 

  • Universität Stuttgart
    Institut für Werkstoffe im Bauwesen
  • Otto-Graf-Institut
  • Fraunhofer IBP
    Abt. Ganzheitliche Bilanzierung
  • Universität Tübingen
    Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
  • Industrieverband Steine und Erden
  • Recycling-Baustoffe Baden-Württemberg
    (Qualitätssicherungssystem)
  • Heinrich Feeß GmbH & Co. KG
  • Sto AG
  • Solidian GmbH