Hörgeräte im Windkanal

Künstlicher Kopf im Windkanal
© Fraunhofer IBP
Künstlicher Kopf im Windkanal.
Künstlicher Kopf im Windkanal
© Fraunhofer IBP
Künstlicher Kopf im Windkanal.

Während die meisten Menschen einen leichten Luftzug oder einen Windhauch kaum wahrnehmen, ist er für Träger eines Hörgeräts ein echtes Ärgernis. Denn die Luft bläst das Mikrofon an, das im Hörgerät ist und erzeugt einen Pseudoschall. Dieser „unechte“ Schall kann viel lauter sein als das tatsächlich zu hörende Geräusch. Kurzum: Er beeinträchtigt die Wahrnehmung der Geräusche, die der Träger hören möchte, beispielsweise Musik oder die Unterhaltung der Kollegen.

Betroffen sind zahlreiche Menschen: Etwa 14 Millionen Bundesbürger müssen mit einer mehr oder weniger starken Hörbehinderung leben. 60 Prozent aller Personen über 65 Jahre sind schwerhörig. Auch 4 Prozent aller 15- bis 35-Jährigen haben bereits eine unheilbare Hörschädigung. Zwar verwenden nicht all diese Betroffenen Hörhilfen, dennoch haben geeignete Geräte – also eine Kombination aus Mikrofon, Signalverarbeitung und Lautsprecher – eine große Bedeutung. Wie gut deren Qualität aus Sicht der Nutzer ist, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Empfindlichkeit gegenüber Windgeräuschen.

Forscher des Fraunhofer IBP nehmen sich dieser Thematik an: Sie führen Tests an einem künstlichen Kopf im Windkanal durch und ermöglichen es somit, den Nachbearbeitungsprozess für solche Störgeräusch zu optimieren. Wie beeinflussen Windgeschwindigkeit und Einfallswinkel des Windes das Ohr und das Hörgerät? Im aeroakustischen Windkanal des Fraunhofer IBP haben die Wissenschaftler solche Untersuchungen an Hörgeräten durchgeführt, die sowohl im Ohr als auch außerhalb des Ohres getragen werden – an einem künstlichen Kopf, den sie in 45-Grad-Schritten einmal vollständig im Kreis drehen. Die Messungen erfolgten jeweils bei fünf, acht und zehn Meter pro Sekunde Windgeschwindigkeit.

Anhand der Daten, die an beiden Ohren gemessen werden – also binaural -, lassen sich die Unterschiede im Hören und in der Störung beurteilen, die bei unterschiedlichen Windverhältnissen auftreten. Natürlich können die Daten auch für jedes Ohr einzeln verwendet werden, wenn nur ein Hörgerät getragen wird. Vergleichsdaten mit einem kalibrierten Mikrofon helfen dabei, die Signalverarbeitung in den Hörgeräten zu analysieren und anzupassen. Die Untersuchungen liefern den Herstellern wertvolle Hinweise, wie sie die Signalverarbeitung in den Hörgeräten anpassen können, um den Einfluss der Windgeräusche am Mikrofon zu minimieren – und dem Träger ein natürliches Hörgefühl zu vermitteln.