
Die Herstellung von Lebensmitteln und weiteren landwirtschaftlichen Produkten wird häufig mit großen Umweltwirkungen in Verbindung gebracht. Damit einhergehend werden Fragen aufgeworfen, welche landwirtschaftliche Anbauformen am umweltfreundlichsten sind, welchen Einfluss weggeworfene und nichtkonsumierte Lebensmittel auf die Umwelt haben, ob Verpackungen umweltfreundlich oder -schädlich sind, welche Verpackungsmaterialien den größten ökologischen Fußabdruck haben und an welchen Stellen wir Einfluss auf die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln nehmen können. Wege um diese Probleme einzudämmen und ihnen langfristig entgegenzuwirken sind unter anderem eine Verringerung der produktionsbezogenen Emissionen, eine energieeffizientere Produktion und ein angepasstes Konsumverhalten. Um das Umweltprofil und die Ressourceneffizienz von Nahrungsmitteln zu verbessern, muss deren Produktion und Verbrauch auf verschiedenen Ebenen optimiert werden. Dabei ist es wichtig, dass Produzenten, politische Entscheidungsträger und Verbraucher zusammenwirken, nur so ist es möglich zielgerichtete Strategien für eine nachhaltigere Nahrungsmittelindustrie zu identifizieren und in die Praxis zu überführen. Für Hersteller eröffnet sich dadurch die Chance nicht nur den Verbrauch von Ressourcen, von denen ihre Produktion abhängt, effizienter zu gestalten, sondern auch Prozessketten zu optimieren.
Die Methode der Ökobilanz nach DIN EN ISO 14040/14044 ist ein geeignetes Instrument die genannten Ziele zu erreichen: Produkte oder Dienstleistungen werden über den gesamten Lebensweg entlang der Wertschöpfungskette betrachtet und in einem Umweltprofil abgebildet. Dazu zählen auch Ökobilanzdatensätze, die die umweltlichen Emissionen inklusive der gesamten Vorkette produktbezogen darstellen. Diese rein quantitativen Informationen können bei Bedarf um weitere, qualitative Bewertungseigenschaften erweitert werden. Nahrungsmittel zu bilanzieren verlangt ein differenziertes Vorgehen: die üblicherweise dezentrale Wertschöpfungskette, die komplexen Zusammenhänge von Input und Output sowie die variablen Einflussfaktoren in der landwirtschaftlichen Produktion erfordern eine gesonderte Herangehensweise und Methodik. Mit einem speziell entwickelten Modell für den Agrarsektor und begleitenden Softwarelösungen kann eine ganzheitliche Betrachtung durchgeführt werden, die diesen hohen Anforderungen gerecht wird.
Agrarmodellierung
Angepasst an die komplexen Zusammenhänge von Agrarprozessen ist mit dem Kooperationspartner PE INTERNATIONAL AG ein umfangreiches, generisches, parametrisiertes und nicht lineares Agrarmodell in der Software und dem Datenbanksystem GaBi entwickelt worden. Es beinhaltet umfassende Datensätze der Vorketten für die Pflanzenproduktion und Tierhaltung sowie die technische (Weiter-)Verarbeitung von Agrarprodukten. Es dient zur Darstellung der gesamten Wertschöpfungskette, also von der Saatguterstellung, Feldbereitung, Pflanzung, Düngung, über den Pflanzenschutz, die Ernte, Weiterverarbeitung bis hin zur Logistik, d.h. Transport und Lagerung.
Landnutzungsbewertung
Die klassischen Wirkungskategorien, die mit Hilfe der Ökobilanz ausgewertet werden, erfassen einen Großteil der globalen Umweltwirkungen eines Produktlebenszyklus. Ungleich schwieriger zu erfassen und auszuwerten sind Auswirkungen auf standortspezifische Gegebenheiten wie zum Beispiel auf verschiedene Ökosystemfunktionen wie Grundwasserneubildung und Filterkapazität des Bodens oder die biologische Vielfalt (Biodiversität). Die Abteilung Ganzheitliche Bilanzierung hat zu diesem Thema bereits im Jahr 2002 eine Methode erarbeitet, die gemeinsam mit internationalen Partnern aus Industrie und Forschung erweitert, verfeinert und in ein voll funktionsfähiges Berechnungstool LANCA® (Land Use Indicator Value Calculation Tool) eingeflossen ist. Die Methode ermöglicht es, Ökosystemfunktionen wie Erosionswiderstand, mechanische und physikochemische Filterkapazität, Grundwasserneubildung und biotische Produktion zu benennen.
Die entwicklungsbegleitende Bilanzierung ist ein ideales Hilfsmittel das Produktdesign durch frühzeitige Berücksichtigung und Bewertung von Produktionsalternativen zu unterstützen. Die ökologische und ökonomische Betrachtung begleitet zudem die Entscheidungsfindung durch systematische und konsistente Datenaufbereitung. Dafür sorgt die hochqualitative, umfangreiche Hintergrunddatenbank von GaBi und LANCA®. Sie gewährleistet eine effiziente und maßgeschneiderte Projektbearbeitung, da die Arbeit auf den eigentlichen Kern der Fragestellung konzentriert wird. Darüber hinaus untermauert das Benchmarking von Produkten die Argumentation ökologischer Vorteilhaftigkeit mit stichhaltigen Fakten. Im Endeffekt, können basierend auf den Ergebnissen, die Umweltwirkung des Produktes gezielt verbessert, Kosten gesenkt sowie die Marketingstrategie neu ausgerichtet werden.