Benediktbeuern öffnet seine Tore

Presseinformation /

Im Jahr 2010 starteten das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP und das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB gemeinsam mit Partnern aus den Bereichen Denkmalpflege, Architektur und der Bauindustrie ein einzigartiges Pilotprojekt im Bereich Denkmalpflege und Altbausanierung. Auf dem Gelände des Klosters Benediktbeuern begannen sie, die Alte Schäfflerei zu sanieren und legten so den Grundstein für das Fraunhofer-Zentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege Benediktbeuern. Ziel war es, nicht nur das historische Gebäude zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen, sondern einen Raum für angewandte Forschung zu schaffen, der bauphysikalische Vorgänge, Materialien und Methoden sichtbar macht sowie das gewonnene Wissen der Fachwelt und der Öffentlichkeit zu vermitteln. Die Sanierungsmaßnahmen sind inzwischen abgeschlossen, sodass das Fraunhofer-Zentrum am 18.November offiziell seine Tore öffnet. Darüber hinaus werden die geleistete Arbeit und das Konzept im Rahmen der Eröffnungsfeier als eines der 100 besten Vorhaben unter dem Motto »NachbarschaftInnovation« im Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« prämiert.

Die Alte Schäfflerei nach der Sanierung im Jahr 2016
© Fraunhofer IBP
Im Jahr 2010 starteten das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP und das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB gemeinsam mit Partnern aus den Bereichen Denkmalpflege, Architektur und der Bauindustrie ein einzigartiges Pilotprojekt im Bereich Denkmalpflege und Altbausanierung. Auf dem Gelände des Klosters Benediktbeuern begannen sie, die Alte Schäfflerei zu sanieren und legten so den Grundstein für das Fraunhofer-Zentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege Benediktbeuern.
Ansicht des barocken Dachstuhls in Benediktbeuern.
© Fraunhofer IBP
Der barocke Dachstuhl, datiert auf ca. 1760, mit einer historischen Aufzuganlage.
Das Fraunhofer-Zentrum Benediktbeuern wird ausgezeichnet.
© Fraunhofer IBP
Sie freuten sich über die Auszeichnung im Bundeswettbewerb »Deutschland – Land der Ideen«: Katrin Roth (Land der Ideen), Christoph Griesser von der Deutschen Bank, Christine Milch, Prof. Dr. Klaus Sedlbauer und Prof. Dr. Ralf Kilian (alle Fraunhofer IBP), Prof. Dr. Alfred Gossner (Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft) sowie Prof. Dr. Gunnar Grün (Fraunhofer IBP) und Pater Reinhard Gesing (Direktor Salsianer Don Boscos).

In Zeiten des Klimawandels, steigender Energiepreise und von Ressourcenverknappung wächst der Bedarf an energieeffizienzsteigernden Sanierungsmaßnahmen für Bestandsbauten. Denkmalgeschützte Gebäude stellen in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung für die Verantwortlichen dar: Fassaden dürfen optisch nicht verändert werden und auch der Umgang mit der originalen Bausubstanz bedarf spezieller Methoden. Um Handwerkern, Architekten, Ingenieuren, Bauherren und anderen Interessierten aktuelle Forschungsergebnisse und Beratungsdienstleistungen zur Verfügung stellen zu können, arbeiten Wissenschaftler im  Fraunhofer-Zentrum Benediktbeuern an innovativen und dauerhaften Lösungen für die Altbausanierung und zur Erhaltung historischer Bauwerke. »Wir wollen Tradition und Innovation zusammenführen. Anhand von Beispielen und Demonstrationsflächen in der Alten Schäfflerei präsentieren wir nachhaltige Ansätze, beispielsweise in punkto Energieeffizienz, Ökonomie und Ökologie sowie in Sachen  Dauerhaftigkeit von verschiedenen Sanierungsmaßnahmen«, erklärt Prof. Dr. Klaus Peter Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer IBP. Darüber hinaus entwickeln die Forscher neue Materialien und Technologien, die den Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand bis hin zur Steigerung der Energieeffizienz im städtebaulichen Kontext vorantreiben.

Forschung, Demonstration, Wissen sammeln und vermitteln

Unter diesem Motto arbeiten das Fraunhofer IBP und seine Partner im Fraunhofer-Zentrum Benediktbeuern. Es werden zum einen Techniken für Baudenkmäler und Bestandsbauten untersucht, um Bauschäden langfristig zu vermeiden. Dazu wurde das Gebäude der Alten Schäfflerei auf dem Gelände des Klosters Benediktbeuern als Anschauungsobjekt im Sinne einer »Gläsernen Baustelle« denkmalgerecht und unter energetischen Gesichtspunkten instandgesetzt. Gemäß dem Prinzip der Reversibilität werden die verwendeten Materialien und Techniken laufend hinterfragt und neue Methoden entwickelt. »Wir sind überzeugt, dass angewandte Forschung einen wesentlichen Beitrag für den Erhalt und das Fortbestehen unserer Kulturdenkmäler sowie der traditionell gebauten Umwelt leistet«, begründet Prof. Dr. Ralf Kilian, Leiter Kulturerbe-Forschung am Fraunhofer IBP, die Arbeit des Netzwerks.

In den Jahren 2010 bis 2016 wurden in Benediktbeuern – unter anderem mit Fördermitteln der Europäischen Union, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie in Kooperation mit verschiedenen Industriepartnern – Forschungsvorhaben mit einem Volumen von mehr als drei Millionen Euro durchgeführt. Es wurden beispielsweise neue, rückbaubare Systeme zur Innendämmung entwickelt und untersucht, hochdämmende, dünne Außendämmung mit Aerogel-Dämmstoffen, eine hocheffiziente Lüftungsanlage für Veranstaltungen eingebaut und vermessen sowie verschiedene Wandheizungssysteme in Hinsicht Energieeffizienz, Komfort sowie auf ihre Möglichkeiten zur Schadensvermeidung betrachtet. Zudem fand eine energetische Ertüchtigung der historischen Fenster statt. Derzeit sind zwölf Anlagen zur Messwerterfassung in der Alten Schäfflerei in Betrieb sowie mehr als 200 Sensoren (Temperatur, relative Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeit, Wärmefluss) im Einsatz, um Messwerte über die verschiedenen Materialien und neu Konstruktionen zu sammeln.

Zum anderen sollen die Ergebnisse in Form von festen und wechselnden Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen an die unterschiedlichen Zielgruppen wie Architekten, Ingenieure, Fachplaner, Handwerker, Denkmalspfleger, Bauherren und Kommunen sowie an die interessierte Öffentlichkeit weitergegeben werden. Damit fördert das Zentrum aktiv den Austausch zwischen Denkmalpflege, Baupraxis, Forschung und Industrie. »Wir haben hier eine Plattform geschaffen, die den Wissenstransfer sowie die Fort- und Weiterbildung fördert und sich auch in der Jugendarbeit engagiert«, schildert Institutsleiter Sedlbauer die Grundidee des Zentrums.

Eine ausgezeichnete Idee

Von der Idee des Fraunhofer-Zentrums Benediktbeuern war auch die Jury des bundesweiten Innovationswettbewerbs »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« überzeugt und prämiert es im Rahmen der heutigen Eröffnungsfeier als eines der 100 besten Vorhaben unter dem Motto »NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell«. Die Initiative »Deutschland – Land der Ideen« und die Deutsche Bank zeichnen im Rahmen des Wettbewerbs 2016 Ideen und Projekte aus, die die Potenziale von Nachbarschaft im Sinne von Gemeinschaft, Kooperation und Vernetzung nutzen und dadurch zur Bewältigung gegenwärtiger oder künftiger gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. »Die Welt rückt – gefühlt und tatsächlich – immer enger zusammen. Das heißt gleichzeitig auch: Wir sind alle Nachbarn. Deshalb betrifft das diesjährige Wettbewerbsthema auch uns alle. Denn es geht um Engagement und damit um die Gemeinschaft als Erfolgsmodell«, sagt Christoph Griesser von der Deutschen Bank und betont »Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit ist es dem Fraunhofer IBP gelungen, historische Gebäude energetisch und gleichzeitig behutsam zu modernisieren. Die Jury ist überzeugt: Was hier im Kloster Benediktbeuern gemeinschaftlich gelungen ist, ist vorbildlich und wegweisend für ganz Deutschland.« Im Fraunhofer IBP freuen sich die Mitarbeiter über die Auszeichnung: »Um den Weg, den wir mit dem Fraunhofer-Zentrum eingeschlagen haben, erfolgreich weitergehen zu können, brauchen wir unsere Partner und den engen Austausch. Ich bin glücklich, dass wir mit unserem Projekt den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns herausstellen können und ich heute bereits zum 13. Mal in zehn Jahren, einen Preis dieses Wettbewerbs entgegen nehmen darf«, so Sedlbauer.

Hintergrundinformationen zur Alten Schäfflerei

Die Alte Schäfflerei im Kloster Benediktbeuern, stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Gebäude besitzt ein barockes Walmdach mit Hängesäulenkonstruktion und steht unter Denkmalschutz. Ursprünglich nutzte es die Klostergemeinschaft als Fassremise zur Herstellung von Fässern für die angrenzende Klosterbrauerei und später als Werkstatt und Schmiede sowie als Wohnheim für Zivildienstleistende. Durch den Aufbau des Fraunhofer-Zentrums für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege Benediktbeuern in der Alten Schäfflerei in den Jahren 2010 bis 2016, konnte das Baudenkmal mit neuem Leben erfüllt und einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Letzte Änderung: