Dämmstoff aus dem nachwachsenden Rohstoff Schilfrohr

Wärmeleitfähigkeit der Schilfrohrmatten
© Fraunhofer IBP
Ermittlung der Wärmeleitfähigkeit der Schilfrohrmatten im Plattengerät am Fraunhofer IBP.

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen im eigenen Haus einzubauen und so das Klima zu schonen – dieser Wunsch ist seit »Greta« stärker denn je. Ein Dämmstoff muss jedoch zunächst einige Zulassungsrichtlinien erfüllen, bevor er in Deutschland verwendet werden darf. Genauer gesagt: Er muss nach Norm oder nach einer Zulassung/Bauartgenehmigung des Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin, oder nach einer europäischen Zulassung hergestellt sein.

Projektziele

Als anerkannte nationale und europäische Prüfstelle – BWU 10 und Notified Body 1004 – prüft, überwacht und zertifiziert die Gruppe »Wärmekennwerte, Klimasimulation« des Fraunhofer IBP Dämmstoffe und ermöglicht Herstellern somit den Zugang zum nationalen und europäischen Markt. In den Dämmstoffzulassungen wird in der Regel auch eine »Güteüberwachung« durch ein anerkanntes Institut verlangt. Es bestehen deshalb zahlreiche Überwachungsverträge des Fraunhofer IBP mit deutschen und ausländischen Dämmstoffherstellern. In diesen Verträgen sind laufende Kontrollbesuche und Prüfungen geregelt, welche die Qualität der Dämmstoffe für den Verbraucher sicherstellen sollen.

Stand des Projektes

Im vergangenen Jahr schloss das Fraunhofer IBP einen weiteren Vertrag mit einem Dämmstoffhersteller ab, dessen Dämmstoff aus Schilfrohr in Deutschland erhältlich ist. In Deutschland können die Schilfrohre aufgrund des Vogelschutzes meist nicht geerntet werden. Daher kommt der Rohstoff aus der Südtürkei. In einem Werk vor Ort mit Drähten zu Schilfplatten zusammengespannt, wird er nach der Qualitätskontrolle nach Deutschland geschickt. Die »Werkseigene Produktions- und Qualitätskontrolle im Herstellwerk« erfolgt regelmäßig durch einen Mitarbeiter der Hygrothermik. Dazu gehört auch die Probenahme von Material im Herstellwerk. Kennwerte wie Wärmeleitfähigkeit, Zugspannung, Abmessungen, Feuchteaufnahme und Dimensionsstabiliät unter hygrothermischer Belastung werden teilweise produktionsbegleitend getestet, zweimal jährlich auch in den Laboren des Fraunhofer IBP. 

Der Dämmstoff aus nachwachsendem Schilfrohr bietet interessante Vorteile. Das Material in Verbindung mit dem Herstellungsverfahren weist gute Brandschutzwerte und hohe Schimmelresistenz auf und dies ohne Einsatz von Chemikalien. Mit einem Messwert der Wärmeleitfähigkeit von 0,053 W/mk lässt sich ein Bemessungswert von 0,061 W/mk erreichen. Das heißt, die Wärmeleitfähigkeit des natürlichen Schilfrohrs ist z. B. vergleichbar mit kapillaraktiven Dämmungen, die speziell als Innendämmstoff konzipiert wurden.

 

Überprüfung der Dämmstoffplattengeometrie
© Fraunhofer IBP
Überprüfung der Dämmstoffplattengeometrie im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle.