Europäischer Tag der Restaurierung

Am 16. Oktober 2022 findet in ganz Europa der Tag der Restaurierung statt – und das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP beteiligt sich mit dem Restaurierungsprojekt in der Frauenberg-Kapelle in Sufferloh. Das Baudenkmal im Landkreis Miesbach ist durch die exponierte Lage auf einem Hügel Wind und Wetter besonders ausgesetzt und die extremen Witterungsbedingungen im Voralpenland setzen dem kleinen Barockbau aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stark zu. Daher wird die Kapelle seit den 1980er Jahren immer wieder saniert. Interessierte Besucher haben nun die Möglichkeit, sich vor Ort über die Sanierungsmaßnahmen zu informieren und mit den Forschenden ins Gespräch zu kommen.

Frauenberg-Kapelle in Sufferloh
© Fraunhofer IBP
Die Frauenberg-Kapelle in Sufferloh von Südwesten.
 Ablösungen in der Frauenberg Kapelle
© Fraunhofer IBP
Rissbilder in der Frauenberg-Kapelle
© Fraunhofer IBP
Rissbilder und Ablösungen zeugen von den Beschädigungen der Ausstattung im Innenraum der Frauenberg-Kapelle aufgrund zu hoher Raumluftfeuchte.

»Unsere heimat- und identitätsstiftenden Kulturgüter werden stark durch den Klimawandel und die sich häufenden Extremwetterereignisse beeinflusst«, weiß Prof. Dr. Ralf Kilian, Leiter der Kulturerbeforschung am Fraunhofer IBP in Holzkirchen. Zur Bewahrung des kulturellen Erbes für nachfolgende Generationen erfordern insbesondere Baudenkmäler eine besondere Beachtung hinsichtlich des lokalen Klimatrends. So steht die Frauenberg-Kapelle in Sufferloh im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF geförderten Forschungsprojektes KERES als eines von fünf Fallbeispielen innerhalb Deutschlands. Massive Schäden an der Putzfassade sowie Algen im Innenraum zeugen von einer hohen Feuchtebelastung, die sich auch anhand zahlreicher Schadensbilder an der historischen Ausstattung erkennen lässt. In diesem Zusammenhang untersuchen die Forschenden des Fraunhofer IBP gemeinsam mit mehreren Institutionen, wie sich das zukünftige Klima auf das regionale Kulturerbe und dessen Erhaltung auswirkt. Eine Abschätzung der zu erwartenden Klimaveränderungen ermöglicht die Zusammenarbeit mit dem Climate Service Center Germany des Helmholtz-Zentrum Hereon in Hamburg. Hierfür werden aus den globalen Klimamodellen lokale Klimaentwicklungen bis zum Jahr 2100 für den Standort Holzkirchen berechnet. Mithilfe dieser Daten lassen sich Gebäudesimulationen der Kapelle erstellen, die eine Abschätzung der Auswirkungen zukünftiger Extremwetter- und Klimaveränderungen auf das Gebäude sowie das Innenraumklima ermöglichen.

Zum europäischen Tag der Restaurierung öffnet das Fraunhofer IBP nun die Türen der Frauenberg-Kapelle, um Interessierten einen Einblick in die aktuelle Forschungsarbeit rund um das kleinen Baudenkmal zu geben. Thematisch wird auf die vorgefundenen Beschädigungen im Außen- und Innenraum über bereits durchgeführte Sanierungsarbeiten bis hin zu den Herausforderungen im Umgang mit den klimatischen Veränderungen eingegangen. Eine Voranmeldung für die Besichtigung zwischen 11 und 16 Uhr ist nicht erforderlich.

 

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